Leistungsspektrum
Uro-Onkologie - Therapie bösartiger Erkrankungen im Urogenitaltrakt
Etwa ein Drittel aller pro Jahr in Deutschland neu auftretenden soliden Tumorerkrankungen betreffen das Gebiet der Urologie. Daher stellt die Therapie von Tumorerkrankungen der Harnwege und der männlichen Geschlechtsorgane einen besonderen Schwerpunkt unserer Arbeit dar.
Wir bieten die onkologische Therapie aller bösartigen Tumore des Fachgebietes von der Operation bis zur medikamentösen Tumortherapie nach neusten Aspekten an.
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Die bösartigen Geschwulste der Prostata ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Wenn der Tumor rechtzeitig erkannt wird, bestehen sehr gute Chancen ihn zu heilen. Deshalb empfehlen Urologen jedem Mann über 40 einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Diese besteht aus dem Abtasten der Prostata und der Bestimmung eines Laborwertes (PSA, Prostata Spezifisches Antigen). Sollte hier der Verdacht auf einen Tumor geäußert werden, wird eine Probe aus der Prostata entnommen. Wenn hierbei bösartiges Gewebe nachgewiesen wird, stehen unterschiedliche Therapieformen zur Verfügung, die sich nach der körperlichen Verfassung des Patienten, der Tumor Differenzierung und Ausdehnung des Tumors richten. Die Therapie reicht von regelmäßiger Kontrolle (active surveillance) über fokale Therapien und Bestrahlung bis zur radikalen Operation.
Auch an anderen Stellen des sog. Urogenitalsystems können bösartige Tumoren auftreten, wie z.B. in der Blase, in der Niere und im Hoden. Auch diese Tumoren können, wenn sie früh erkannt werden, gut behandelt werden. Deswegen sollten Sie Hinweise auf eine urologische Erkrankung, wie Blut im Urin, Beschwerden beim Wasserlassen bemerken oder wenn Sie eine Verhärtung im Hoden tasten können, sofort einen Urologen aufsuchen.
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Moderne Diagnostik Prostatakarzinom-MR/Ultraschall-Fusionsbiopsie
Mit ca. 60.000 neuen Fällen im Jahr ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie ist entscheidend für die Prognose.
Bisher wurde die Diagnose des Prostatakarzinoms durch eine ultraschallgesteuerte relativ ungezielte Gewebeprobe (Biopsie) gesichert. Diese wurde unter Antibiotikaschutz über den Enddarm durchgeführt.
Da sich nicht alle Prostatakarzinome mit Ultraschall darstellen lassen, wird nach technischer Weiterentwicklung der Geräte zunehmend häufig eine Kernspintomographie (MRT) eingesetzt.
Damit lassen sich auffällige Herde in der Prostata besser identifizieren. Anhand des sog. PI RADS Scores können die auffälligen Areale klassifiziert werden. Die Scala reicht von 1 bis 5. Areale mit einem Werte über 3 sollten durch Gewebeprobe abgeklärt werden.
Die Kombination aus Ultraschall und MRT verbessert die Diagnostik und durch Fusion von Ultraschall- und MRT-Bildern lassen sich gezielt die auffälligen Areale biopsieren.
Sofern das MRT allerdings einen unauffälligen Befund zeigt, kann in einigen Fällen sogar auf eine Gewebeprobe verzichtet werden.
Die Vorteil einer MR/Ultraschall fusionierten Biopsie sind:
- höheren Entdeckungsrate
- bessere Erreichbarkeit von Läsionen in den vorderen Prostataanteilen
- geringere Fehlinterpretation durch die Pathologie
- Therapieüberwachung
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Biopsie nicht über den Enddarm durchgeführt wird, sondern über den Damm stattfinden kann. Bei den steigenden Antibiotikaresistenzen kann somit das Infektionsrisiko deutlich minimiert werden.
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Operation bei Tumorerkrankungen
Prostatakarzinom
Radikale retropubische, perineale oder laparoskopsiche Prostetektomie konventionell oder nerven-/potenzerhaltend
Harnblasenkarzinom
Transurethrale Resektion (TUR-B) auch unter photodynamischer Diagnostik (PDD)
Radikale Cystektomie mit Harnblasenersatz bei Männern und Frauen durch Dünn-/Dickdarm (Neoblase) oder Mainz Pouch I/II
Nierenkarzinom
Nierenerhaltende Tumorresektion (NSS) laparoskopisch und konventionell
Hodentumor
Inguinale Hodenfreilegung und retroperitoneal Lymphadenektomie
Peniskarzinom
Tumorentfernung und funktionserhaltende, plastische Rekonstruktion
Prostatachirurgie - Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Prostata
Die gutartige Vergrößerung der Prostata ist eine der häufigsten Erkrankungen des Mannes. Aus der Vergrößerung der Prostata entstehen verschiedene Symptome, wie z.B. Restharnbildung, häufiges Wasserlassen, nächtliches Wasserlassen, wiederkehrende Harnwegsinfektionen, Blasensteine und Nierenversagen. Zu Beginn der Erkrankung können wir mit verschiedenen Medikamenten (alpha-Blocker, 5-alpha-Reduktasehemmer und Anticholinergika) wirkungsvoll therapieren.
Ist deren Wirkung nicht mehr ausreichend, kommen verschiedene Möglichkeiten der operativen Therapie in Frage. Vor der operativen Therapie wird die Prostata in unserer Klinik mittels einer Ultraschalluntersuchung über den Enddarm ausgemessen und andere Ursachen für die Beschwerden des Patienten ausgeschlossen.
An unserer Klinik werden verschiedene Verfahren durchgeführt:
- TUR-P (Ausschälen der Prostata durch die Harnröhre mit einer Elektroschlinge)
- TURis-P (Ausschälen der Prostata in Kochsalzlösung)
- TUIP (Inzidieren der Prostata über die Harnröhre)
- Vaporisation der Prostata (Verdampfung des Prostatagewebes)
- Suprapubische transvesikale Prostataadenomenukleation (offene Operation mit Unterbauchschnitt)
Dieses Verfahren wird bei Prostatadrüsen angewandt deren Größe 70 ml deutlich überschreitet, Blasensteine zu entfernen sind bzw. Blasendivertikel mit entfernt werden müssen.
Steintherapie
Mehr als 5% der Bevölkerung in Deutschland leiden an Harnsteinen. Diese wasserunlöslichen Verbindungen können ganz winzig sein (Gries), aber auch das ganze Nierenbecken ausfüllen. Gelangt ein Stein in den Harnleiter, kann es zu plötzlich auftretenden Koliken (krampfartige Schmerzen) in der betreffenden Flanke bzw. dem Unterbauch kommen, die mit Erbrechen und Übelkeit einhergehen können. Außerdem kann durch den Harnleiterstein der Harnfluss behindert sein.
Häufig kann es notwendig werden, den Harnabfluss sicherzustellen. Dazu kann es erforderlich werden eine Harnleiterschiene einzubringen, um den Stau des Urins aufzuheben. Dies geschieht durch Spiegelung der Harnblase und die Einlage eines dünnen Katheters (Stent) in den verstopften Harnleiter unter radiologischer Kontrolle. Je nach Art, Lage und Größe des Steins kommen verschiedene Therapieoptionen in Frage. Alle Therapieformen der modernen Steinsanierung führen wir in unserem Haus durch.
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Chemolitholyse (Steinauflösung durch Medikamente)
Harnsäuresteine lassen sich durch bestimmte Medikamente auflösen. Diese Medikamente wirken sich auf die Säurezusammensetzung des Urins aus und verschieben den pH-Wert.
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Extrakorporale Stoßwellentherapie
Wir besitzen eine der modernsten Zertrümmerungsmaschinen in Deutschland. Die Steinzertrümmerung kann entweder ultraschallgesteuert oder radiologisch kontrolliert durchgeführt werden. Die Therapie kann meist ambulant durchgeführt werden und ist berührungsfrei und schmerzarm. Vor der Behandlung verabreichen wir eine Schmerzmedikation, um die Behandlung angenehmer zu gestalten. In manchen Fällen ist eine weitere Behandlung bis zur kompletten Steinpassage notwendig.
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PNL (percutane Litholapaxie)
Bei größeren Steinen der Niere kann diese punktiert werden und über ein eingebrachtes spezielles Endoskop werden die Steine mit einer Ultraschallsonde zertrümmert und die Steinreste abgesaugt. Offene Steinoperationen sind nur noch selten erforderlich.
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Mittels eines speziellen Endoskops, welches sich in den Harnleiter einbringen lässt, können Harnleitersteine im Harnleiter durch eine Holmium Lasersonde zertrümmert und entfernt werden. Bei speziellen Steinlagen steht uns auch die flexible Ureterorenoskopie zur Verfügung. Dieses Gerät verfügt über ein flexibles Endstück, das eine Beweglichkeit bis zu 270 Grad aufweist und somit das gesamte Nierenbecken einzusehen ist.
Urotraumatologie
Bei Unfällen können auch die Nieren, die Harnleiter, die Blase, die Harnröhre und die Genitalorgane verletzt werden. Traumata der Harnorgane sind erfreulicherweise selten und treten meist nur bei Polytraumata auf. Sie erfordern hochspezielle Kenntnis in der Versorgung, daher ist die Klinik für Urologie im Rahmen des Traumazentrums ein wichtiger Partner in einem multiprofessionellen Team.
Kleinere Nierenverletzungen können meist ohne Operation behandelt werden. Bei größeren Niereneinrissen und Zerreißungen wird die Niere durch Nähte oder ggf. durch Anlage eines Netzes rekonstruiert.
Harnleiterverletzungen können nach Abriss wieder aneinander genäht werden oder müssen durch verschiedene Techniken neu in die Blase eingepflanzt bzw. rekonstruiert werden.
Blasenverletzungen werden meist übernäht. Die Fistelbildungen von der Blase zur Scheide müssen je nach Lage und Größe der Fistel entweder durch die Scheide oder über einen Unterbauchschnitt verschlossen werden.
Harnröhrenabrisse werden durch Einlage von Harnröhrenschienen mittels Katheter aneinander genäht. Bei Hoden- und Penisverletzungen wird das Organ meist wieder rekonstruiert.
Kinderurologie
In Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendmedizin werden Erkrankungen bei Kindern diagnostiziert und behandelt.
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Bei der Verengung der Vorhaut (Phimose) bieten wir die Salbenbehandlung (Betametason) oder die plastische bzw. radikale Beschneidung (Zirkumzision) an. Dabei handelt es sich um einen ambulanten Eingriff, sodass die Kinder meist am Operationstag noch entlassen werden können.
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Hodenhochstand (Kryptorchismus)
Kommt es bis zum 1. Geburtstag eines Jungen nicht zum Eintritt des Hodens in den Hodensack, kann eine funktionelle Störung dieses eintreten und die operative Verlagerung des Hodens sollte erfolgen.
Zuvor ist ggf. ein medikamentöser Therapieversuch gerechtfertigt.
Durch die Orchidopexie können der Hoden und Samenstrangsgebilde gelöst und in den Hodensack verlagert werden. Dadurch wird eine weitere normale Entwicklung des Hodens ermöglicht.
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Harnwegsinfekte bei Kindern
Für die wiederkehrenden (rezidivierenden) Harnwegsinfekte des Kindes gibt es viele mögliche Ursachen, die in verschiedenen Untersuchungen abzuklären sind. Zu den Ursachen zählen folgende Erkrankungen:
- Phimose
- Urethralklappe (kleines Häutchen der Harnröhre, welches das vollständige Entleeren der Harnblase erschwert)
- Reflux (Zurückfließen und Aufstau des Urins ins Nierenbecken)
- Megaureteren (angeborene Aufweitung der Harnleiter)
- Subpelvinstenosen (Enge im Übergang des Nierenbeckens zum Harnleiter)
- Harnröhrenfehlmündungen (Hypospadie, Epispadie)
All diese Ursachen können in unserer Klinik diagnostiziert und behandelt werden. Die Kinder werden dazu in der Kinderklinik aufgenommen und für die Untersuchungen ggf. sediert/narkotisiert, damit eine angst- und schmerzfreie Diagnostik sichergestellt ist.
Je nach Fragestellung werden Blasenspiegelungen, Funktionsuntersuchung von Niere oder Blase, spezielle Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel oder auch MRTs durchgeführt. Diese Untersuchungen werden ggf. auch bei Kindern durchgeführt, die an täglichem oder nächtlichem Einnässen leiden (kindliche Inkontinenz bzw. Enuresis nocturna), um eine organische Ursache auszuschließen.
Auch komplexere Operationen wie Neueinpflanzung des Harnleiters in die Harnblase (Ureterocystoneostomie), kindliche Nierentumoren (Wilms-Tumore), Nierenbeckenplastiken werden mit der Kinderklinik unseres Hauses koordiniert und regelmäßig in unserer Klinik durchgeführt. Hierbei wird auf eine möglichst geringe Traumatisierung des Kindes und ein kindgerechtes Vorgehen geachtet, welches in engster Absprache und unter Einbeziehung der Eltern erfolgt.
Inkontinenz
Wir verfügen über einen modernen Messplatz (Video Urodynamik), der die Möglichkeit bietet, sämtliche notwendigen Untersuchungen an einem Ort durchzuführen. Mit diesen Untersuchungen können die Harninkontinenzformen der Männer und Frauen diagnostiziert werden. Hier können ebenso genaue Funktionsparameter der Patienten mit unwillkürlichen Blasenentleerungsstörungen bei neurologischen Erkrankungen (z.B. Multipler Sklerose, Querschnittslähmung) problemlos erhoben werden. In Bezug auf Patienten mit Querschnittslähmung arbeiten wir eng mit der Station SO II des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein, Ev. Stift St. Martin zusammen, deren Patienten von uns regelmäßig visitiert werden.
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Der unwillkürliche Urinverlust der Frau kann verschiedene Ursachen haben, Geburten und die Entfernung der Gebärmutter können begünstigend wirken. Hierbei entsteht eine Schwäche des Beckenbodens. Nach Durchführung einer Urodynamik bieten wir die Einlage eines zugfreien Bandes (TVT-O Tensionfree vaginal Tape opturatorial) an. Dieses Band wird über zwei kleine Hautschnitte und einer kleinen Inzision der Vagina unter der Harnröhre eingebracht. Die Patientinnen sind schnell entlassungsfähig.
Wenn minimal-invasive Eingriffe nicht erfolgversprechend sind, führen wir rekonstruktive Prozeduren wie vordere und hintere Vaginalplastiken, Kolposuspensionen (OP nach Burch) oder auch die offenen oder laparoskopische Sakropexien durch.
Der unwillkürliche Urinverlust (Belastungsinkontinenz des Mannes) ist heute ebenfalls mit Einlage eines zugfreien Bandes (TVT) zu behandeln. Diese Inkontinenz tritt beim Mann z.B. nach einer Prostataoperation auf. Vor dem Eingriff sollte ebenfalls eine Urodynamik und eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, um einen verletzten Schließmuskel oder andere Ursachen auszuschließen.
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Überaktive Blasenentleerungsstörung
Hierbei handelt es sich um eine zu hohe Aktivität des Blasenmuskels (Detrusor). Häufig lassen sich diese Störungen medikamentös behandeln. In unserer Klinik ist die Therapie mit z.B. Botox-Injektionen in die Harnblasenmuskulatur bei Ausbleiben einer Verbesserung der Symptomatik unter medikamentöser Therapie möglich.
Andrologie
In unserer andrologischen Sprechstunde werden Ursachen der Kinderlosigkeit (Infertilität) und der erektilen Dysfunktion untersucht und Möglichkeiten der Therapie erörtert.
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Bei der Infertilität werden eine ausführliche Anamnese, Hormonanalysen, eine mikroskopische Untersuchung der Samenflüssigkeit und eine Ultraschalluntersuchung von Hoden und Prostata durchgeführt.
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Eine mangelnde Gliedsteife kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. In unserer andrologischen Sprechstunde bieten wir eine umfangreiche Diagnostik an, die aus einer speziellen Ultraschalluntersuchung mit Darstellung der versorgenden Gefäße der Schwellkörper (Duplex-Sonographie) und die Injektion gefäßaktiver Substanzen in den Schwellkörper (SKAT) besteht. In manchen Fällen ist die radiologische Darstellung der Schwellkörper (Carvernosographie) notwendig. Die Therapie der erektilen Dysfunktion wird hauptsächlich medikamentös durchgeführt. Hierzu stehen mehrere verschiedene Medikamente zur Verfügung.