Operative Therapie
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie bietet für die Behandlung von Pankreaskrebs das gesamte Spektrum der resezierenden Verfahren an der Bauchspeicheldrüse bis zur vollständigen Resektion (Pankreatektomie) einschließlich der Mitentfernung von Nachbarorganen (z.B. Milz / Magen / Darm) an. Dies beinhaltet neben der onkologisch leitlinienkonformen Resektion des jeweiligen Tumors auch Eingriffe im Rahmen einer Tumorvorbehandlung (sog. neoadjuvante Therapie) einschließlich einer Portimplantation (Venenkatheter mit Ventil zur Verabreichung von Medikamenten/Chemotherapeutika). Im Falle vorliegender Metastasen der Leber, im übrigen Bauchraum oder in der Bauchdecke bietet die Klinik auch deren Resektion im Rahmen des onkologischen Gesamtkonzeptes an. Das Spektrum umfasst auch verschiedene palliative operative Maßnahmen, z. B. die Galle-Passage wiederherstellende Operationen (biliodigestive Anastomose) oder Bypass-OP am Magen (Gastroenterostomie).
Besonders erwähnenswert ist hierbei die interdisziplinäre operative Zusammenarbeit mit der Klinik für Thoraxchirurgie des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur, Marienhof Koblenz bei Vorliegen von Lungenherden zwecks Abklärung und/oder Resektion im Zusammenhang mit der Pankreaskrebserkrankung.
Besonderes Augenmerk wird auch auf die Beratung, Betreuung und Anleitung von Patienten hinsichtlich eines Diabetes mellitus und der Ernährung nach Pankreasresektion gelegt.
Chemotherapie
Sämtliche Patienten mit einem Verdacht auf oder erstmalig diagnostizierten Bauchspeicheldrüsenkarzinom werden in der wöchentlichen Tumorkonferenz am Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Kemperhof vorgestellt. In dieser Tumorkonferenz wird die Indikation für eine primäre Operation (bei lokal resektablen Tumoren), neoadjuvante (bei grenzwertig resektablen oder lokal fortgeschrittenen Tumoren) oder palliative Chemotherapie (bei metastasierter Erkrankung) besprochen und bestimmt. Postoperativ erfolgt erneut eine Befunddiskussion in der Tumorkonferenz, in der Regel mit einer Empfehlung einer adjuvanten (postoperativ unterstütztenden) Chemotherapie, wenn der Allgemeinzustand des Patienten dies erlaubt.
In metastasierten Stadien wird die Chemotherapie unter Berücksichtigung des Alters und des Allgemeinzustandes in der Regel empfohlen. Diese kann entweder in der Onkologischen Tagesklinik oder stationär erfolgen. Hierzu werden sogenannte Zytostatika verabreicht, welche die schnell wachsenden Tumorzellen im Körper abtöten. Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs können diese Therapien in der Regel bei einem Teil der Patienten das Tumorwachstum bremsen, unter Umständen den Tumor verkleinern und tumorbedingte Beschwerden lindern.
Unter Berücksichtigung der Komorbiditäten, der Versorgungssituation des Patienten und des Patientenwunsches wird anschließend in Absprache mit dem Patienten entschieden, ob die weitere erforderliche Therapie stationär oder ambulant durchgeführt wird.
Endoskopische Therapie
Bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, besonders wenn er im Kopf der Bauchspeicheldrüse lokalisiert ist, kommt es häufig zur Verengung oder Verschluß des Gallengangs mit dem daraus resultierenden gestörten Galleabfluss. Dies führt zu Beschwerden wie zu einer Gelbsucht (Ikterus), einer Dunkelverfärbung des Urins, zu einer Entfärbung des Stuhls, quälendem Juckreiz und einer Gallengangentzündung infolge der aufsteigenden bakteriellen Infektion der Galleflüssigkeit. Somit kann eine endoskopische Ableitung der Galleflüssigkeit erforderlich sein, sofern nicht unmittelbar eine Operation geplant ist. Dies geschieht in der Regel endoskopisch im Rahmen einer sogenannten ERCP (Endoskopische Retrograde Cholangio-Pankreatikographie) mit Einlage einer Endoprothese in den Gallengang. Je nach individueller Behandlungssituation kann entweder ein Plastikröhrchen (Plastikstent) oder ein Metallgitterstent in den Gallengang eingebracht werden.
Radiochemotherapie / Strahlentherapie
Bei lokal fortgeschrittenem oder grenzwertig resektablem Pankreaskarzinom wird in aller Regel eine neoadjuvante Chemotherapie durchgeführt. Eine kombinierte Radiochemotherapie kommt aufgrund der bisherigen begrenzten Datenlage selten zum Einsatz, kann in ausgewählten Situationen nach vorheriger Chemotherapie als Bestandteil des sequenziellen Therapiekonzepts sinnvoll werden. Im Rahmen der Tumorkonferenz wird die Indikation hierfür individuell festgelegt. Eine palliative Strahlentherapie der Metastasen kann in ausgewählten Fällen darüber hinaus durchgeführt werden.
Radiofrequenzablation der Lebermetastasen, TACE, SIRT, perkutane Galleableitung
In selektiven metastasierten Situationen können interventionelle Therapieoptionen wie die Radiofrequenzablation der Lebermetastasen oder selektive Therapieverfahren wie TACE (transarterielle Chemoembolisation) oder SIRT (selektive interne Radiotherapie) zusätzlich zu konventionellen Therapiemethoden sinnvoll eingesetzt werden. Die Entscheidung hierfür wird individuell in Absprache mit dem Patienten getroffen. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Nuklearmedizin am Kemperhof wird eine SIRT-Therapie der Lebermetastasen angeboten und durchgeführt.
In seltenen Situationen kann die Galleableitung endoskopisch (zum Beispiel bei Tumorinfiltration der Mündungsstelle) nicht erfolgen, dann kann eine radiologisch geführte Ableitung von extern angeboten werden, welche im Verlauf in der Regel in eine sogenannte interne Drainage umgewandelt wird.
Symptomatische Therapie
Viele Tumorpatienten leiden in fortgeschrittenen Krankheitsstadien unter Schmerzen, Müdigkeit, Schwäche und anderen Symptomen. Diese Beschwerden können mit Medikamenten, physikalischen Maßnahmen und anderen Therapien soweit gelindert werden, dass die restliche Lebenszeit für diese Patienten wieder als lebenswert empfunden wird. Der Schwerpunkt der medizinischen Behandlung liegt in der Beherrschung starker Schmerzzustände und anderer erheblicher körperlicher Beschwerden wie beispielsweise Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung. Diese Patienten werden ganzheitlich betreut. Im Rahmen dieser Betreuung wird neben den körperlichen Problemen auch auf die psychischen und sozialen Bedürfnisse eingegangen (psychoonkologische Betreuung, Sozialdienst).